Gedanken zur Jahreslosung

...und Einladung zum Neujahrsempfang

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36)
Wie klingt die Jahreslosung 2021 in Ihren Ohren? Barmherzig ist ja ein eher altes Wort, heute kaum noch in Gebrauch, und wenn, höchstens noch in einem kirchlichen Kontext.
Auch ich merke von Barmherzigkeit kaum noch etwas. Woran könnte das liegen? Vielleicht, weil dieser Begriff danach klingt, die eigenen Interessen nicht durchzusetzen und nachgiebig zu sein und das passt nicht in unsere Zeit, nicht in die Wirtschaft, nicht in die Politik und auch nicht in unsere Gesellschaft. Diesen Eindruck gewinne ich, wenn ich mir das Verhalten der Menschen in genau diesen Bereichen des Lebens ansehe. Da wird mal eben ein Betrieb abgewickelt, der zwar schwarze Zahlen schreibt, aber eben nicht genug Gewinn für die Aktionäre einbringt. Das klappt woanders besser und leichter, weil dort die Löhne geringer, Arbeitnehmerrechte kaum vorhanden, die Steuern und Abgaben niedriger und die Auflagen von Arbeitssicherheit und Umweltschutz wesentlich leichter umzusetzen sind, wenn es sie denn überhaupt gibt. Barmherziger Umgang mit Tieren und der Natur? Die Hauptsache heutzutage ist die Gewinnmaximierung; Erderwärmung und das Aussterben von Tierarten, die Zukunft unserer Kinder und Enkel egal?
Da ertrinken Menschen auf waghalsigen Fluchten übers Meer, müssen unter unwürdigen Umständen in Flüchtlingslagern hausen (das erinnert mich an den bekannten Vers aus der Weihnachtsgeschichte zur Geburt Jesu in der Krippe Acryl von U. Wilke-Müller GemeindebriefDruckerei.de "denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge" ), nur weil in Europa jeder Staat nur noch an sich selbst denkt? Das ist unmenschlich und unbarmherzig.
Denken wir an die Geschichte eines Menschen, der Hilfe brauchte für jeden offensichtlich, klar erkennbar. Da liegt er nun und diejenigen, die ihm helfen könnten, sind so sehr mit sich und ihrem Tun beschäftigt, dass sie ihn weder sehen wollen, noch ihm helfen. Am besten gar nicht so genau hinsehen, denn "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". "Nur" ein Ausländer kümmert sich, gibt von dem, was er hat und hilft, ganz unbürokratisch, einfach so. Das ist übrigens eine Geschichte von Jesus, die er einem erzählt, der wissen will, wie man im Leben glücklich wird. Sie ist nachzulesen bei Lukas, Kapitel 10, ab Vers 25.
Barmherzigkeit der Weg zu einem glücklichen Leben! Darum erinnert die Jahreslosung daran barmherzig zu sein. Wikipedia definiert Barmherzigkeit so: Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an. Stimmt, greift meiner Meinung nach aber ein bisschen zu kurz.
Mir fehlt in dieser Definition der barmherzige Umgang mit mir selbst. Mir eingestehen, dass manches nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein können, dass mir Fehler passiert sind. Fehlerfrei sein, das von sich zu erwarten ist eben auch unmenschlich. Mensch sein heißt, dass Fehler passieren. Aus ihnen lernen und sie möglichst nicht zu wiederholen, lautet die Konsequenz daraus. Und barmherzig mit mir umzugehen und auch anderen Menschen gegenüber mit Barmherzigkeit begegnen - im Bewusstsein, dass der, der mich geschaffen hat, Gott, jeden Menschen (und mich) barmherzig anschaut und die Gelegenheit gibt, immer wieder neu anzufangen.
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6,36)
Neu beginnen wollen wir auch das Neue Jahr.

Sie sind herzlich zum Neujahrsempfang
am Freitag, dem 1. Januar 2021,
um 12 Uhr in die Gnadenkirche eingeladen.


Nach einem Kurzgottesdienst wird es ein Mittagessen und anschließend noch
Kaffee und Kuchen geben. Eine Anmeldung unter Tel. 580448 (ACHTUNG, im Gemeindebrief wurde an dieser Stelle versehentlich eine falsche Nummer abgedruckt!) (Mo-Frei von 8-12 Uhr) ist unbedingt notwendig!

Michael Hüter